Das Wort "Raum" wird in vielen unterschiedlichen Bedeutungen verwendet. Zum Beispiel sprechen wir von Räumen in einem Haus, vom Raum als geografischem Begriff, vom Rauminhalt eines Behälters. Im naturphilosophischen Zusammenhang geht es vor allem um drei Bedeutungen von Raum.
1. Mathematische Räume
In der Mathematik sind beliebige Räume konstruierbar, ob mit geradlinigen oder gekrümmten Koordinaten, ob mit drei oder mehr Dimensionen. Wer glaubt, irgend eine bestimmte dieser komplizierten mathematischen Konstruktionen sei ein Abbild der realen Außenwelt, der irrt. Die Wirklichkeit lässt sich mit jeder Form von mathematischen Räumen darstellen. Mit anderen Worten: Gedanklich lässt sich die Wirklichkeit beliebig strukturieren. Aber mathematische Gedankenspiele haben etwas Beliebiges und werden daher der Wirklichkeit meist nicht gerecht. Beispiele dafür sind der gekrümmte Raum in der Relativitätstheorie oder vieldimensionale Welten in der Kosmologie. Auf der anderen Seite war die Erfindung der nichteuklidischen, gekrümmten Geometrie im 19. Jahrhundert ein großer Fortschritt in der Mathematik. Es ist durchaus sinnvoll, eine Kugeloberfläche mit gekrümmten statt mit geradlinigen Koordinaten zu beschreiben.
2. Der Raum in der Außenwelt
Im Raum der Außenwelt existieren alle realen Dinge der Welt. Der äußere Raum ist virtuell, weil er nicht real existiert. Isaac Newton glaubte, der Raum existiere real, so wie andere Dinge existieren. Gäbe es in der Außenwelt keine Dinge, so gäbe es nach Newton immer noch den Raum (und die Zeit). Im Gegensatz zu Newton glaube ich, dass es in der Außenwelt nur die realen Dinge gibt. Gibt es die Dinge nicht, so gibt es nichts. Daraus folgt: der Raum ist nichts.
3. Der wahre Raum
Seit Immanuel Kant weiß man, dass der Raum (wie die Zeit) eine angeborene Form unseres Denkens und Erkennens ist. Drei geradlinige Dimensionen, mehr ist nicht notwendig, um die Position eines Dinges zu beschreiben. Nur in dieser Form des Raumes erkennen wir von Natur aus die Außenwelt, erkennen wir die Größe und Position der Dinge. Nur im dreidimensional geradlinigen Raum erkennen wir die Form eines Gegenstandes. Ohne unser bewusstes Zutun projiziert der Verstand ein dreidimensional geradliniges Koordinatensystem auf die Außenwelt, sodass wir uns besser orientieren können. Um die Außenwelt zu erkennen, benötigen wir keine gekrümmten und multidimensionalen Räume. Die Natur hat den einfachsten Weg für uns gewählt.
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