A. Relativistische Theorien
1. Der Zeitbegriff in Einsteins spezieller Relativitätstheorie von 1905 kann wie folgt beschrieben werden:
"Zeit ist das, was wir von der Uhr ablesen. Zeit ist relativ, weil mit unterschiedlicher Geschwindigkeit bewegte Uhren unterschiedlich gehen."
Dabei ignoriert man, dass Einstein in seinem Text von 1905 zunächst anhand von Gedankenexperimenten ausführlich beschreibt, warum Zeit und Gleichzeitigkeit relativ sind. Beobachter lesen von unterschiedlich bewegten Uhren unterschiedliche Zeiten ab, weil die Lichtlaufzeiten zwischen Uhr und Beobachter wechseln. Aus demselben Grund wird ein bestimmtes Ereignis von unterschiedlich bewegten Beobachtern zu unterschiedlichen Zeiten wahrgenommen. Damit ist aber die Relativität ein leicht erklärbarer Scheineffekt. Zeitreisen, Zwillingsparadoxon und damit die ganze Theorie sind hinfällig.
Statt dessen glaubt man irrtümlich, die Relativität sei real, weil mathematisch bewiesen. In § 3 seines Textes legt Einstein aber nur dar, nach welcher mathematischen Regel sich die von ihm bereits vorausgehend definierte Relativität richtet. Es ist der sogenannte Lorentz-Faktor. Einstein verzichtet bei diesen mathematischen Darlegungen auf Beobachter, indem er mit zwei unterschiedlich bewegten Koordinatensystemen arbeitet. Stillschweigend erhält eines der beiden Koordinatensysteme die Rolle des Beobachters zugewiesen. Daher ist der Glaube verbreitet, die Relativität habe nichts mit der Lichtlaufzeit zwischen Objekt und Beobachter zu tun, sondern sei ein mathematisch bewiesener realer Effekt.
Dass Einstein die Relativität der Zeit als realen Effekt auffasst, hat noch einen weiteren Grund, den er in seinem Text nicht erwähnt. Der junge Einstein war stark beeinflusst von der Erkenntnistheorie des Physikers und Philosophen Ernst Mach (1838 - 1916). Dieser vertrat eine besondere Ausprägung der positivistischen Erkenntnistheorie, nämlich den Sensualismus (damals bekannt als "Empiriokritizismus"). Dessen Motto lautet: "Die Beobachtung ist unsere einzige Wirklichkeit." Deshalb war für Einstein, jedenfalls im Jahr 1905, klar: Die relative Zeit ist ein wirklicher Effekt, und Zeitreisen sind möglich. - Das mag uns heute als naiv erscheinen, und tatsächlich gilt diese Erkenntnistheorie längst als überholt. Aber nicht nur Einstein, sondern große Teile der damaligen Wissenschaft nahmen den Sensualismus ernst. Für Ernst Mach, damals eine erstrangige wissenschaftliche Autorität, erscheint ein ins Wasser getauchter Stab nicht gekrümmt, sondern er ist gekrümmt.
2. Die Raumzeit
Der in Göttingen lehrende Mathematiker Hermann Minkowski (1864 -1909) hatte die Idee, die Effekte aus Einsteins spezieller Relativitätstheorie in Raum-Zeit-Diagrammen darzustellen. Damit verknüpfte er den Gedanken, dass Raum und Zeit identisch und miteinander austauschbar seien. Damit war die Raumzeit geboren. Jedoch ist diese Verwechslung von Mathematik und Wirklichkeit weder physikalisch noch philosophisch begründet. Auf Betreiben von Max Planck wurde die Raumzeit zum Bestandteil der Relativitätstheorie erklärt. Siehe hierzu meinen Artikel "Kritik der Raumzeit" vom 13. März 2011.
Der Begriff "Raumzeit" wurde bereits 1901 durch den Philosophen Melchior Palagyi verwendet, allerdings nicht im Zusammenhang mit der Relativitätstheorie. Interessant ist sein Kommentar zur Minkowski-Raumzeit: "Mathematik schützt vor Torheit nicht".
3. Die Zeit im Mainstream der heutigen Physik
Nach Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie wird die Raumzeit durch Gravitation gekrümmt. Für diese rätselhafte Wechselwirkung zwischen Materie, Raum und Zeit gibt es keine physikalische Erklärung. Die relativistische Physik beschreibt zwar bestimmte mathematische Eigenheiten von Raum, Zeit und Raumzeit, aber sie kann nicht erklären, was Raum und Zeit ihrer Natur nach sind. Glaubt man einigen Autoren, dann sind Raum und Zeit heute die großen Rätsel der Physik.
Angesichts dieser Ratlosigkeit greifen einzelne Theoretiker zu dem Strohhalm, zu dem schon Einstein in seinen letzten Lebensjahren gegriffen hat, als ihn berechtigte Zweifel an seinen eigenen Theorien plagten: Die Zeit sei eine Illusion, die uns der Verstand vorspiegelt.
B. Die Alternative
Mit der Relativität hat sich die Physik seit mehr als hundert Jahren auf unrealistische mathematische Gedankenspiele eingelassen. Der Ausweg wäre ein Experiment zur Widerlegung des Prinzips der konstanten Lichtgeschwindigkeit und damit zur Widerlegung der Relativitätstheorie. Die Grundzüge einer neuen realistischen Theorie über Raum und Zeit liegen auf dem Tisch. Sie stützt sich auf Immanuel Kants Lehre von Raum und Zeit sowie auf den Sachverhalt, dass unser Verstand im Lauf der evolutionären Entwicklung durch die Umwelt geprägt wurde. Dadurch erhalten Kants apriorische Kategorien einen Bezug zur äußeren Wirklichkeit.
1. Raum und Zeit sind keine physikalischen Gegenstände, sondern unserem Verstand angeborene Ordnungssysteme, die im Verlauf der Evolution entstanden sind.
Der Verstand befähigt uns zu unterscheiden, was vorher/jetzt/nachher geschieht, und er befähigt uns, Zeiteinheiten als Maß anzuwenden.
Der Verstand projiziert ein geradlinig dreidimensionales Koordinatensystem auf die Außenwelt. Mit Hilfe des dreidimensionalen Raumes erkennen wir die Größen, Abstände, Positionen und Formen der realen Dinge.
2. Nicht die Zeit fließt dahin (wie es unserem Sprachgebrauch und der angeborenen Vorstellung entspricht), sondern die Welt verändert sich laufend. Am festen Zeitmaßstab messen wir die Dauer und Geschwindigkeit der Veränderungen.
3. Eine logische Verstandeswahrheit: jeder Augenblick, den wir mit "Jetzt" bezeichnen, ist überall derselbe. Wäre es nicht so, dann würde die Welt als Ganzes nicht gleichzeitig existieren. Daher ist Gleichzeitigkeit absolut.